Ich geb’s wirklich ehrlich zu: Ich war mal fasziniert von Influencern. Diese Welt voller Filter, makelloser Haut, gesponsorter Produkte und perfekter Storylines hatte schon was Hypnotisches. Aber in letzter Zeit merk ich, wie sich da was in mir sträubt. Und nein, es liegt nicht nur an den Rabattcodes. Oder Fake Gewinnspielen. Oder oder oder..
Vielleicht liegt es an dieser seltsamen Verschiebung: Persönliche Frustration wird zur öffentlichen Empörung. Aus enttäuschter Erwartung wird Content. Und ich schau da drauf, halb verwundert, halb genervt.
Sashka hat vor Kurzem ein Video dazu gemacht. Treffender hätt’s niemand sagen können. Sie zeigt, wie sich Beschwerden über Bagatellen auf Social Media in kleine Skandale verwandeln. Und wie eine kaputte Handpan fast wichtiger scheint als echter Missstand.
Ich denk dabei an Lola Weipert. Die beschwert sich, weil sie ihr UFO-ähnliches Musikinstrument nicht als Handgepäck mitnehmen darf. Tränen? Diesmal nicht. Aber Empörung. Öffentliche. Und mit einem Tonfall, der suggeriert: Das ist ein Skandal.
Oder Tim, der nicht in den Club kommt. Der Vorwurf: Homophobie. Die Lage: Undurchsichtig. Die Reaktion: Ein dramatisches Video mit Berliner Luft und sehr viel Gefühl. Natürlich sind Diskriminierung und Ausgrenzung real, keine Frage. Aber nicht alles, was dramatisch erzählt wird, ist auch dramatisch gemeint. Manchmal wirkt es eher wie eine Performance.
Das ist der Punkt, der mich so irritiert: Die Inszenierung. Die Leichtigkeit, mit der Macht ausgeübt wird. Ein Instagram-Post reicht, um Unternehmen in Erklärungsnot zu bringen. Aber nicht immer aus den richtigen Gründen. Sondern, weil es grad gut in die eigene Story passt.
Versteht mich nicht falsch. Kritik darf laut sein. Sie darf unbequem sein. Aber sie sollte auch ehrlich sein. Und verhältnismäßig. Denn irgendwann, so fürcht ich, hören wir die echten Stimmen nicht mehr, weil sie im Lärm der gekränkten Egos untergehen.
Ein bisschen weniger Hashtag, ein bisschen mehr Haltung. Das wär schön.
(via mottingers-meinung.at)